Die ersten warmen Tage nutzend, ging es Mitte Mai auf Wanderschaft um den Dörnberg in Nordhessen. Bei Zierenberg gelegen, führt hier der H2, eine 15 km-Etappe des Habichtswald-Steiges, entlang. Die Landschaft ist mit Wiesen, Wäldern und Gesteinsformationen wunderbar abwechslungsreich und hat natürlich auch ihre Geschichten, Sagen und Mythen.

Der Helfensteine
Die Helfensteine selbst sind eine durch Erosion freigelegte Felsformation, an dessen Westseite sich ein kleiner Graben mit außenliegendem Wall befindet, der einer keltenzeitlichen Burganlage zugewiesen wird. Am Fuße und auf, sowie zwischen den Felsen fand man Keramikscherben und Pfeilspitzen aus der Jungsteinzeit. Es gab allerdings auch Funde, die auf die Späthallstatt-/Frühlatènezeit, also 6./5. Jahrundert v.d.Z. datiert werden. Da eine eisenzeitliche Siedlung für unwahrscheinlich gehalten wird, geht man davon aus, dass es sich hier um ein „umhegtes Naturheiligtum“ handelte, an dem kultische Handlungen vorgenommen wurden.
Weitere Scherben aus dem 12./13. Jahrhundert und der benachbarte Flurname „Immelburg“ lassen darauf schließen, dass hier später eine hochmittelalterliche Burg existierte.
Die Helfensteine sind ein wundervoller Ort, der zum Verweilen oder auch zu einem Ritual einlädt. Bereichert um das Wissen, dass bereits die Kelten hier verkehrten und sicherlich kultisch tätig waren, macht diesen Ort natürlich noch ein Stück weit „tiefer“ in seiner Wirkung. In jedem Fall ist es ein sehr schöner Kraftort, zu dem übrigens auch das Zentrum Helfensteine existiert. Die Beiträge und Termine auf der Homepage sind allerdings etwas veraltet.
Die Wichtelkirche
Ganz in der Nähe gelegen, erwandert man sich leicht den Zugang zur sogenannten „Wichtelkirche“, einem Basaltfelsen, der auch „Blumenstein“ genannt wird. Die äußere Beschaffenheit lässt ihn ein wenig wie eine Kirche aussehen, weshalb schnell klar wird, woher er seinen Spitznamen hat.
Einer Volkssage nach, lebte hier einst ein Wichtelkönig mit seinem Volk. Dieser verliebte sich in ein Mädchen, das am Berghang Blumen pflückte. Eines Tages begegnete er ihr in Menschengestalt und bat sie, seine Frau zu werden. Sie willigte unter der Bedingung ein, er müsse Christ werden. Der Wichtelkönig versprach es ihr und die Hochzeit wurde geplant. Er ließ auf dem Berg eine Kirche mit Türmen und Säulen errichten. In einer Vollmondnacht betraten die beiden die Kirche zur Trauung. Der Innenraum erstrahlte im Glanz vieler Lichter und süße Melodien erklangen. Aber das Herz der Frau war mit seltsamer Angst erfüllt, alles erschien ihr kalt und seelenlos. Als der Priester die Braut nach ihrem Ja-Wort fragte, antwortete sie stöhnend „Nein!“. In diesem Moment ertönte ein Donnerschlag, die Lichter erloschen und der Berg bebte. Die junge Frau fand sich allein in der Vollmondnacht und wo sich einst die Kirche befand, erhebt sich seither ein nackter, kahler Felsen.
Diese Sage erinnert an das Lied „Herr Mannelig“ („Der Heiratsantrag des Bergtrolls“, Schweden, 1877), in dem auch der christliche Glaube als Voraussetzung für eine gemeinsame Zukunft erzwungen werden soll. Wer weiß, weshalb die Auserwählte die Angst plagte, ihr alles so kalt vorkam und weshalb der Vollmond und auch der Donnerschlag explizit genannt werden. Ob heidnische Götter hier eine Rolle spielten?


Waldgeister
Beim Abstieg vom Dörnberg, der rückseitig über einen Fußpfad durch den Habichtswald erfolgte, wurden wir dann auf höchst interessante Formationen an zahlreichen Bäumen aufmerksam. Wie Gesichter schauten sie uns an und mit dem suchenden Blick fanden wir mehr und mehr solcher Waldgeister.

Fazit
Es war eine tolle Wanderung bei bestem Wetter mit abwechslungsreicher Landschaft, sagenhaften Orten, Geschichten und Mythen. Zur Halbzeit unserer sechsstündigen Wanderung kehrten wir im Bergcafe Friedrichstein ein, das mit gutem Essen und freundlicher Bedienung den Tag ergänzte.